BOLSENASEE SPECIAL:
Der Skulpturengarten Daniel Spoerri

Daniel Spoerri Rund Siebzig Kilometervom Bolsenasee entfernt, in der Toskana liegt der beeindruckende Skulpturenpark von Daniel Spoerri. Im Schatten des malerischen Monta Amiata kann man hier die Installationen von Daniel Spoerri erwandern. » zum Special


Bolsenasee

Bolsenasee - GPS-Daten

Latitude: 42.60°N 42°36'0"N
Longitude: 11.93°E 11°56'0"E

 

Ein Licht in den dunklen Jahrhunderten

Die dritte Epoche dieser Region nach der etruskischen und der römischen ist barbarisch-mittelalterlich; eine dramatische Zeit voller Kämpfe, die jahrhundertelang den Wechsel zwischen kurzen Friedensjahren und unendlichen Perioden voller Blutbäder, Feuersbrünste und Verheerungen gesehen hat. Bisenzio verfällt, Bolsena ist nur noch eine reiche römische Kolonie ohne Geschichte. Jedoch gerade Bolsena wird zum Schauplatz einer Episode, die später von großer Wichtigkeit für das Leben der Gebiete am See werden sollte. Es ist das Martyrium der jungen Christine in Bolsena, das, von der Legende erweitert und ausgemalt, einen Lichtstrahl in Dunkle Jahrhunderte geworfen hat.

Man schrieb das Jahr 304 n. Chr. in Bolsena. Römischer Präfekt war Urbanus, verheiratet mit einer reichen Frau, von der man nicht den Vornamen, wohl aber den berühmten Familiennamen, Anicia, weiß. Urbanus hatte eine junge Tochter, die natürlich nicht Christine hieß, sondern die erst nach ihrer heimlichen Taufe so genannt wurde. Christsein bedeutete damals gegen die Gesetze Verstössen, denn die Christen galten als unbesonnene, gefährliche Rebellen gegen die römische Staatsordnung.

In jenem Jahr befahl Diokletian in einem »Rundschreiben« strengere Maßnahmen gegen die Christen, die bis dahin nicht mit übertriebenem Nachdruck verfolgt worden waren. Er ordnete unter anderem an, dass die Staatsbeamten und Militärs öffentlich religiösen Eifer zeigen sollten. Genau zu diesem Zeitpunkt trug eine Magd Urbanus zu, dass seine Tochter eine getaufte Christin sei. Und von nun an werden wir die Geschichte aus zeitgenössischer Perspektive weiterberichten, wobei es unmöglich ist zu unterscheiden, wo die historischen Tatsachen aufhören und die Legende beginnt. Der römische Präfekt versuchte, Christine von ihrem neuen Glauben abzubringen; er probierte jedes Mittel aus, von einem schwierigen »Dialog« bis hin zur Verführung (indem er sie für einige Zeit in zügellosem heidnischem Luxus leben ließ, in einem Haus voll kostbarer Idole, die das junge Mädchen in Stücke zerschlug und nachts an Stricken ihren armen Glaubensgenossen, die unter den Fenstern warteten, hinunterließ); er versuchte es auch mit Hilfe seiner Frau, er beschwor und bat sie inständig. Umsonst.

Und da - so berichtet die Legende - verwandelte sich der Vater in einen grausamen Feind. Er schlug seine Tochter so lange, bis er keine Kräfte mehr hatte, und befahl dann seinen Soldaten weiterzumachen. Und nun nimmt das Drama allgemein gültige, aktuelle Umrisse an: zwei Welten stehen sich gegenüber, eine muss sich beugen, die andere muss als Sieger aus der Konfrontation hervorgehen. Die Legende berichtet weiter - und es scheint unglaublich -, dass Urbanus befahl, seine Tochter öffentlich zu foltern mit Stöcken und Peitschen, an deren Enden eiserne Widerhaken befestigt waren, die bei jedem Schlag Fleischstücke aus dem Körper rissen. Christine nahm eines dieser Fragmente ihres jungen Körpers auf und warf es ihrem Vater vor die Füße. Dann wurde das junge Mädchen zum »Rad« verurteilt, das heisst zur grausamsten Marter, die man kannte, welche darin gipfelte, dass man das Opfer, nachdem man ihm alle Knochen ausgerenkt hatte, auf einer Art Spieß drehte und verbrannte. Der Scheiterhaufen brannte schon, da erhob sich ein starker Wind vom See her und trieb das Feuer auf die Folterknechte zu. Man hielt dies für Hexerei, und Christine wurde mehr tot als lebendig in den Kerker geworfen. In jener Nacht - so erzählt die Legende, die siebzehn Jahrhunderte lang mündlich überliefert worden ist - kamen Engel vom Himmel herab in das Gefängnis, nährten das Mädchen mit köstlicher Speise, wuschen seine grässlichen Wunden... und Christine wurde auf wunderbare Weise sofort gesund, so als wäre ihr nie Schaden zugefügt worden. Da wird Urbanus von heller Angst gepackt. Er befiehlt, dass seine Tochter mit einem grossen Stein am Hals in den See geworfen werden soll. Aber als die Folterknechte dieses Verbrechen begangen haben und mit aller Kraft nach Bolsena zurückrudern, sehen sie Christine auf dem Stein stehen, der sie wie ein Boot trägt: es soll der Stein gewesen sein, der in der Hauptkirche von Bolsena verehrt wird und auf dem zwei eigenartige Abdrücke zu erkennen sind. Urbanus stirbt, als er diese Nachricht erfährt, »von Dämonen besessen« unter schrecklichen Krämpfen.

Sein Nachfolger als römischer Präfekt war Dione, der mit allen Mitteln versuchte, Christines Glauben zu brechen; es war nunmehr ein offener Kampf zwischen dem römischen Reich und dem jungen Mädchen, das vom Volk, je nach der Gesinnung, für eine Heilige oder eine Hexe gehalten wurde. Dione versprach zuerst sie zu heiraten und wollte sich mit einem auch nur formellen Widerruf begnügen. Dann verlor er die Geduld und verurteilte Christine zum Tod in der »Wiege«, das heißt in einem Becken voll kochendem Öl und Pech. Um sich nicht von ihren Peinigern berühren zu lassen, ging das junge Mädchen lächelnd und seinen Gott lobend allein in die »Wiege«. Und damit nicht genug: das Becken zersprang, und weitere Folterknechte verbrannten. Danach versuchte Dione, Christines Stolz zu brechen, indem er ihr Schamgefühl verletzte: er liess sie nackt durch die Strassen führen, nachdem er ihre blonden Zöpfe hatte abschneiden lassen, damit sie sich nicht mit ihren langen Haaren bedecken konnte. Es ist überliefert, dass eine große Anzahl Frauen aus Bolsena, die sich zum Christentum bekehrt hatten, das junge Mädchen umgaben, so dass niemand anders es sehen konnte. Dann liess der Präfekt Christine zum Apollotempel führen (die Archäologen sind nahe davor ihn wiederzufinden), der sich zum See hin öffnete und der von einer riesigen Statue des Gottes beherrscht wurde. Christine erhob die Hände zum Gebet, und das bronzene Idol stieg von seinem Podest herab, um ihr entgegenzugehen; dann zerbarst es, und die Vorsehung fügte es so, dass ein Splitter den Präfekten Dione traf und ihn tötete. An jenem Tag - so wird erzählt - gab es im römischen Bolsena dreitausend Bekehrungen. Der neue Präfekt, Julianus, liess sie in einen Kalkofen außerhalb der Stadt einmauern (es gibt noch einige Reste, die traditionsgemäß als zu jenem Ofen gehörig bezeichnet werden), und nachdem dieser drei Tage lang gebrannt hatte, schickte Julianus einen Trupp Soldaten, um zu erfahren, was geschehen war. Christine war unversehrt, und sie berichtete, dass Engel um sie herum durch die Bewegung der Flügel das Feuer von ihrem Körper ferngehalten hätten. Dann versuchte man es mit giftigen Schlangen (der Schlangenfänger wurde durch einen Biss getötet, und Christine erweckte ihn wieder zum Leben); dann schnitt man ihr die Brüste ab (und es floss Milch heraus); dann riss man ihr die Zunge aus (und sie betete weiter); schließlich durchbohrte ein Pfeil ihr Herz, das von den bis dahin erlittenen Qualen unberührt geblieben war. So starb Christine am 24. Juli des Jahres 304 im Alter von zwölf Jahren. Die Legende von dieser jungen Heiligen ist im Laufe der Jahrhunderte, in denen die traditionelle Erzählung stets bereichert und ausgemalt worden ist, zum Symbol eines unerschütterlichen Glaubens geworden; und wir haben sie auch deshalb ausführlich aufschreiben wollen, weil sie in der Geschichte Bolsenas und der Umgebung großen Nachhall gehabt hat. Noch heute wird am Todestag des jungen Mädchens in einer Reihe von plastischen Bildern, deren Darsteller Bewohner von Bolsena aus allen Altersstufen sind, an jene grausamen Ereignisse erinnert.

« Die ersten Siedlungen | Zwischen Krieg und Fireden »

Bolsenasee Historie - Dossier

Bolsenasee - Rückblick in die Geschichte
 
Bolsenasee - Bella kulinarisch! Die Landwirtschaft und der Fischfang haben am Bolsenasee eine lange Tradition und sind neben dem Tourismus am Bolsenasee die Haupteinnahmequelle der Bevölkerung - davon profitieren Sie natürlich, die gute Küche sollten Sie nicht verpassen!